Die ersten offenen deutsch/englischen Berliner Meisterschaften im Stegreifreden oder „Young + Restless: #digtalk – Reden für das digitale Zeitalter“ im Telefónica BASECAMP liegen hinter uns. Veranstalter waren die Berliner Redekünstler, First Berlin Toastmasters Club, Mercury Toastmasters Berlin, Spreeredner, Wahlkreis e.V. und der Berliner Pub Talk .
Habt Ihr es verpasst? Dann lasst euch doch einfach von Pascal Heymann erklären, wie das geht mit den spontanen Reden. Er hat schließlich den Wettbewerb gewonnen und sich im Finale ganz knapp gegen Barbara Wagner durchgesetzt.
Bericht von Pascal
Als Matthias mich schon im September anrief und fragte, ob ich bei einem öffentlichen Stegreifredenwettbewerb teilnehmen würde, war ich sofort begeistert. Einerseits bin ich als Mitglied des Rhetorikvereins Toastmasters International jederzeit für solche Herausforderungen zu haben, andererseits kannte ich schon Matthias’s Pub Talk Veranstaltungen und wusste, dass der Abend und die Organisation somit in guten Händen waren. Dass es auch für mich persönlich ein großer Erfolg werden würde, war mir natürlich noch nicht bewusst!
Am Abend der Veranstaltung wurden alle meine Erwartungen erfüllt: die Location (das Telefónica BASECAMP) war groß und modern, es wimmelte von freundlichen Menschen und das Organisationsteam hatte alles im Griff. Für Gäste und Teilnehmer standen kostenlose Getränke zur Verfügung, jeder hatte die freie Wahl, am Wettbewerb teilzunehmen, und bevor es losging, konnten sich alle Anwesenden in Ruhe kennenlernen. Natürlich wollte ich auch beim Wettbewerb mitmachen und so schrieb ich meinen Namen auf eines der Teilnehmerlose, bevor die Moderatoren den Wettbewerb eröffneten.
Das Format des Wettbewerbs war simpel und elegant zugleich: Die Moderatoren ziehen eine Namenskarte, man betritt die Bühne, die Moderatoren ziehen eine von dutzenden Fragen, lesen diese zwei Mal vor und dann hat man 60-150 Sekunden, diese Frage in einer spontanen Rede zu beantworten. Die Sprache – also Deutsch oder Englisch – kann man sich vorher aussuchen, so dass auch die internationalen Teilnehmer die Möglichkeit haben, ihr gesamtes rhetorisches Können auszuschöpfen. Das Gewinnkriterium: es muss dem Publikum gefallen. Wie gesagt, simpel und elegant.
In der ersten Runde traten alle zwölf Teilnehmer gegeneinander an. Zwar gab es natürlich auch ein paar mir bekannte Gesichter aus Toastmasters International, doch zu meiner Freude wagten sich auch völlige Rede-Neulinge auf die Bühne. Das Schöne an solchen Stegreifreden ist, es braucht keinerlei Vorbereitung. Meine generelle Devise bei Stegreifredenwettbewerben ist: du hast keinen Grund, nicht mitzumachen, und du kannst nur gewinnen. Vielleicht nicht unbedingt den Wettbewerb, aber solange du es schaffst, ein Wort an das nächste zu hängen, merkst du wie harmlos die Erfahrung des öffentlichen Redens doch ist. Und du wirst mit jedem Male besser. Okay, genug der Predigt.
Meine erste Frage lautete in etwa: „Warum hängst du an deinem uralten Telefon fest und besitzt kein Smartphone?“
Überlege mal ein paar Sekunden, was du antworten würdest.
Fertig? Gut, dann verrate ich dir meine.
Wie das Leben so will, habe ich bis vor kurzem noch mein altes Nokia 3410 verwendet. Und somit habe ich in meiner Rede die Vorteile genannt, die mir mit diesem Nokia widerfahren sind: im Vergleich zu meinem vorigen Smartphone ist es robust, man bleibt bei Leuten in Erinnerung (das hat mir zum Beispiel geholfen, als ich auf der IFA neue Pressekontakte gemacht habe und der Retro-Charme des Nokias kommt gut bei Frauen an. Dass ich drei Beispiele genommen habe, ist kein Zufall, denn drei ist eine magische Zahl, auch in der Rhetorik. Und so zauberte ich mich auf Englisch zusammen mit vier anderen Rednern in die zweite Runde.
Nach einer leckeren Kost (alles kostenlos von den Veranstaltern zur Verfügung gestellt), ging es ach schon mit der zweiten Runde los. Meine Frage: „Dein Vater feiert seinen 60. Geburtstag, doch du kannst nicht kommen, weil du vor dem Apple Store auf das neue iPhone 7 wartest. Wie erklärst du ihm das?“
Ich gebe dir wieder ein paar Sekunden Zeit zum Überlegen.
Auf so ein iPhone zu warten wäre ziemlich inkongruent mit meiner ersten Rede gewesen, also erzählte ich eine Geschichte darüber, wie ich der Erste im Laden sein wollte, um das iPhone direkt wieder zu verkaufen und dass ich meinem Vater gegenüber keine schlechtes Gewissen habe, da er mir nicht einmal zum Geburtstag oder Weihnachten gratuliert (Tränendrüse lässt grüßen). Wie immer gilt: das Leben bietet einem alles, was man für Stegreifreden braucht. Und so wählte mich das Publikum aus Begeisterung (und vielleicht auch Mitleid) gemeinsam mit Barbara ins Finale. Hurra!
Im Finale erhielt ich dieselbe Frage, wie meine Mitstreiterin: „Du arbeitest für einen Kaffee-Verkäufer und willst deinen Chef dazu überreden, mehr Katzenbilder im Marketing zu verwenden.“
Ich weiß leider nicht, was Barbara geantwortet hat (sie sprach zuerst und aus recht augenfälligen Gründen musste ich während ihrer Rede draußen warten) und ich hoffte nur, nicht zu ähnlich zu antworten. Am Ende sprach ich darüber, dass Katzen gut für die Seele sind und einen morgens recht energisch dazu bewegen, aus dem Bett zu kommen – genauso wie Kaffee.
In einer sehr knappen Abstimmung entschied das Publikum zu meinen Gunsten und so wurde ich zum ersten ‚Berliner deutsch/englischem Stegreifreden Champion‘ gekürt. Als Trophäe überreichte mir Matthias eine gigantische Glasschale gefüllt mit den unterschiedlichsten Süßigkeiten. Ein voller Erfolg!
Lange Rede, kurzer Sinn: den nächsten Wettbewerb solltest du dir nicht entgehen lassen. Denn selbst wenn du keinen Titel oder Süßigkeiten gewinnst, ist es eine Freude, den Geschichten und spontanen Geistesblitzen der verschiedensten Redner zu lauschen. Und wie gesagt: als Teilnehmer kannst du nur gewinnen.
Vielen Dank an Christoph Nitz, Matthias Bannas, Wendy Husser, Alexander Schröder, Andrea Tschammer, Jan Hromádka, dem Team vom Telefónica BASECAMP und allen, die an der Organisation des Wettbewerbs mitgearbeitet haben.
Pascal Heymann
Impressionen der Veranstaltung / alle Bilder von Andrea Tschammer