Ein deutsches Lieferkettengesetz ist beschlossen. Der Entwurf eines europäischen Lieferkettengesetzes soll in Anfang Dezember von der Europäischen Kommission vorgelegt werden. Einheitliche Regeln für alle europäischen Unternehmen, das wäre ein Fortschritt.

Beim Berliner Pub Talk haben Florian Wastl (Director Public Affairs Europe bei Mars) und Frank Zach (Referatsleiter in der Abteilung Internationale und Europäische Gewerkschaftspolitik beim DGB Bundesvorstand) mit dem Publikum über das Thema diskutiert. Dr. Robert Grimm (Head of Public Affairs and Corporate Reputation bei Ipsos Deutschland) hat aktuelle Daten zu dem Thema vorgestellt und auf die Bedeutung der Reputation für Unternehmen hingewiesen. Dabei spielen die CSR-Programme (Corporate Social Responsibility) eine wichtige Rolle. Entscheidend ist aber, wie sich die Unternehmen konkret gegenüber Kunden, Partnern und Lieferanten verhalten.   

Wie weit geht die Verantwortung von Unternehmen? Was können diese konkret tun – um zum Beispiel Kinderarbeit – in ihrer Lieferkette zu verhindern und wo sind die Grenzen der Machbarkeit? Der Teufel steckt im Detail. Während sich die Textilfabriken in Bangladesch heute vielleicht besser kontrollieren lassen, ist das bei der Produktion von Kakao in großen Teilen Afrikas schwierig. Wenn dann aber Lieferanten aus Südamerika anbieten, höhere Standards zu erfüllen, kommt plötzlich Bewegung in die Sache. Eine Schlüsselfunktion bei der Durchsetzung höherer Standards hat der Einkauf. Während in der Vergangenheit immer nur auf den Preis geschaut wurde, kommen jetzt andere Kriterien hinzu. Um den Herausforderungen von Lieferkettengesetzten gerecht zu werden, hilft die Mitgliedschaft in Verbänden oder in Organisationen, die auf dem Gebiet Expertise haben und / oder Standards aufgelegt haben.

Die Frage ob Lieferkettengesetze eine Form von Neokolonialismus sei, wurde von allen Beteiligten mit nein beantwortet. Von besseren Arbeitsbedingungen profitieren zuerst einmal die Beschäftigten in den betroffenen Unternehmen. In Hinblick auf die international gültigen Arbeitsbedingungen, gibt es von vielen Ländern eine Zustimmung zu den ILO-Normen.   

Ein europäisches Lieferkettengesetz hätte den Vorteil, dass es mittelfristig alle europäischen Unternehmen verpflichtet und somit Wettbewerbsverzerrungen reduzieren würde. Aus diesem Grund ruft es weniger Ablehnung aus der Wirtschaft hervor. Ein Knackpunkt beim europäischen Lieferkettengesetz ist die Mittelstandsklausel. Ab welcher Unternehmensgröße soll das Gesetz greifen? Dazu gibt es unterschiedliche Positionen von der Gewerkschafts- und der Wirtschaftsseite.