Die Europawahl am 25. Mai ist nur ein weiterer Schritt auf einem steinigen Pfad. Beim Blick ins Tal wird dem europäischen Bergsteiger aber klar, wie weit er auf dem Weg zum Gipfel bereits vorangekommen ist. Der Europa-Pubtalk mit Daniel Florian und Dr. Manja Schreiner drehte sich um den Reformbedarf der EU und um die Frage, warum das bereits Erreichte so schlecht verkauft wird.

Panorama Foto Andrea Tschammer

Lebhafte Diskussion über Europa

 

Und was geht jetzt besser?

Auch wenn Europa ein einzigartiges Gebilde und eben kein Bundesstaat ist, wie Daniel Florian deutlich gemacht hat, sind Verbesserungen möglich. Dr. Manja Schreiner sprach sich für die Stärkung der Subsidiarität und eine Verschlankung der Europäischen Kommission aus. Was die einzelnen Mitgliedsstaaten besser regeln können, das muss nicht in Brüssel entschieden werden. In Europa müssen die wichtigen Fragen entschieden werden, wie die gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik, die Stärkung des Wettbewerbs oder die Sicherung der Energieversorgung. Das Image der EU leide auch deswegen, weil viel zu viele Detailfragen bearbeitet würden. Dazu zählen auch Themen, für die Brüssel gar keine Gesetzgebungskompetenz habe, wie zum Beispiel im Bereich Bildung.

Europas Image – nur falsche Agentur?

In Anbetracht der mangelhaften Beteiligung an Wahlen zum Europäischen Parlament, im Jahr 2009 gerade einmal 43 Prozent in Deutschland, ist bei der Begeisterung für Europa noch viel Spielraum nach oben. Vielleicht liegt es nur an der falschen Agentur (Zwischenruf), dass vielen Europäern bei der EU erst einmal Rechtsakte zur Krümmung von Gurken oder Bananen einfallen. Der Wohlstand, den der europäische Binnenmarkt den Europäern gebracht hat, wird von der EU dagegen nicht offensiv genug kommuniziert. Daniel Florian machte deutlich, dass Nichtregierungsorganisationen immer wieder zeigen würden, wie europaweite Kampagnen erfolgreich gefahren werden können. Ein Beispiel hierfür sei das Thema ACTA.

Womöglich wird aber alles besser, wenn Martin Schulz nach gewonnener Wahl Matthias Machnig an Bord holt. Der darf dann das EU-Blau neu erfinden. Womöglich hat es die EVP bis dahin sogar geschafft, ein Team für den Europawahlkampf zusammenzustellen.

Der Claim liegt auf der Hand

Die stärksten Argumente für Europa sind die vielen positiven Erlebnisse der Menschen mit Europa. Frieden, Freiheit, Menschenwürde und gleiche Rechte für alle EU-Bürger in allen Mitgliedstaaten. Ein deutlicher Kontrast zur Zeit vor dem Mauerfall, erklärte Dr. Manja Schreiner.

Frauen reden besser über Europa

Zwei ältere Herren bewerben sich um den EU-Chefposten. Vielleicht zum letzten Mal? Nicht ohne Grund hat Ska Keller die Online-Vorwahl für die Spitzenkandidatur von Bündnis 90/Die Grünen gewonnen. Auch beim #pubtalk war das weibliche Übergewicht an klugen Statements aus dem Publikum deutlich.

Der Berliner Pub Talk

Der Berliner Pub Talk ist eine monatliche Veranstaltungsreihe im Prenzlauer Berg.  Veranstalter sind die Berliner Redekünstler. In 60 Minuten diskutieren zwei Experten über ein aktuelles politisches Thema mit dem Publikum. Aufnahme in den Einladungsverteiler: https://www.facebook.com/BerlinerPubTalk oder Mail an: matthias.bannas@gmail.com.

Matthias Bannas und Alexander Schröder / alle Fotos Andrea Tschammer

Twitter @MatthiasBannas

Erstveröffentlichung auf wahl.de

Impressionen zur Veranstaltung

Pubtalk mit Daniel Florian (2.v.l.), dem Moderator Alexander Schröder (3.v.l.) und Dr. Manja Schreiner (rechts).Podium Foto Andrea Tschammer